Da das Frühstück um 8 Uhr beginnt, packe ich meinen Rucksack schon vorher – der Magen darf sich zwar Zeit lassen, aber das Gepäck muss parat stehen. Ich setze mich wieder zu dem netten Belgier vom Vorabend. Nach dem Frühstück hole ich meinen Rucksack, begleiche die Rechnung und verabschiede mich von Tyinholmen.
Mein Weg führt mich in Richtung Bygdin-See. Bei der Fondsbu brennt Licht – ein Hoffnungsschimmer! Ich schaue kurz vorbei, obwohl sie erst morgen offiziell öffnen. Vielleicht wissen sie ja etwas über die Bedingungen in den höheren Lagen. Ein junger, sehr freundlicher Norweger lädt mich spontan auf einen Kaffee ein (Norwegen, du Herz!), doch leider weiß auch er nichts Genaues über die Route über Olavsbu nach Spiterstulen. Dann eben Plan B: die einfachere, dafür längere Strecke über Gjendebu.

Auf dem Plateau zwischen Bygdin und Gjende blinzelt plötzlich der Besseggen-Grat hinter dem Horizont hervor – dieser sagenumwobene Grat. Ich bin kurz versucht… aber nein. Der Galdhøpiggen ruft. Dafür brauche ich heute noch den Weg zur Gjendebu und morgen dann knackige 24 Kilometer bis Spiterstulen. Na bravo.


In der Gjendebu angekommen, kehre ich erst einmal zum Essen ein – Prioritäten setzen! Statt der überall erhältlichen Waffeln (ich liebe sie ja, aber irgendwann reicht’s), wirft der Koch den Ofen für mich an. Es gibt Rentierlaibchen mit Preiselbeeren, dazu Kartoffeln, Brokkoli und Karfiol. Ein Gedicht! Ich hätte fast mein Zelt gleich daneben aufgeschlagen.
Gestärkt mache ich mich wieder auf den Weg. Nach gut 6 Kilometern finde ich einen fantastischen Zeltplatz am ersten See – wie aus dem Bilderbuch. Perfekt: Dann sind es morgen nur noch 18 Kilometer bis Spiterstulen, und die Chance auf den Galdhøpiggen lebt.
Am Abend kommt gegen 19:30 die Sonne zurück und die Insekten verhalten sich erstaunlich zivilisiert. Ich sitze gemütlich vor dem Zelt, der Blick schweift über Wasser und Fels, die Stille klingt wie Musik. So schön kann Norwegen sein.
