Um Mitternacht stehe ich auf, da laut Wetterbericht eine kleine Chance auf Nordlichter besteht. Leider ist der Himmel bedeckt, nur ein paar Sterne blitzen durch.

Beim Frühstück sitze ich mit einer Schwedin zusammen, die gestern Abend angekommen ist. Wirklich gesprächig ist sie nicht – so könnte ich genauso gut allein hier sitzen.
Heute sind es „nur“ 20 Kilometer, doch mein Körper macht mir zu schaffen. Der Magen-Darm-Trakt zwickt schmerzhaft, und so schleppe ich mich langsam durch die Landschaft. Oft pausiere ich und lege mich flach auf einen Felsen. Im Liegen verschwinden die Schmerzen, aber so komme ich natürlich keinen Meter vorwärts.

Nach zwei Dritteln der Strecke versuche ich schneller zu gehen. Wenn es schon weh tut, dann wenigstens zügig ankommen. Überraschenderweise funktioniert es: Die Krämpfe lösen sich, die Schmerzen lassen nach.
Nach sechs Stunden erreiche ich die Hütte von Hukejaure. Der Hüttenwart ist ein älterer, freundlicher Herr. Obwohl sich STF und DNT seit heuer keine gegenseitigen Vergünstigungen mehr gewähren, bekomme ich von ihm den günstigeren Preis. Eine nette Geste, zumal die schwedischen Hütten deutlich teurer sind als die norwegischen.
Nachdem ich meine Koje bezogen habe, widme ich mich meiner geliebten „Buchhaltung“. Der Hunger meldet sich, also koche ich mir eine Hildegard-Suppe, verfeinert mit einer Handvoll Haferflocken. Solange mir noch warm ist, gehe ich zum See, um mich zu waschen. Hinterher friere ich zwar, fühle mich aber erfrischt und sauber.
Zurück in der Hütte lege ich mich mit einem Buch ins Bett. Mittlerweile sind noch drei Schweden angekommen – zur Überraschung des Hüttenwarts, darunter auch sein Sohn. Meine stille Hüttenmitbewohnerin von gestern Abend taucht ebenfalls wieder auf und bezieht die rechte Hüttenhälfte, während wir Männer die linke Seite besetzen.
Die Jungs packen Wein aus, und nach der ersten Flasche tauen sie auf und laden mich auf ein Glas ein. So klingt der Tag gemütlich aus. Ich hoffe, dass ich morgen schmerzfrei losziehen kann.