Regen

Ich habe wunderbar geschlafen. Grundsätzlich schlafe ich seit Beginn der Tour tief und fest, doch es ist jedes Mal ein herrliches Gefühl, wenn ich morgens ohne Unterbrechung erwache.

Beim Frühstück bleibe ich vorsichtig und esse nur eine kleine Portion Müsli – nach den Schmerzen von gestern will ich meinem Magen nicht gleich zu viel zumuten.

Die drei Schweden aus der Hütte lassen sich heute vom Helikopter abholen. Auch das ist eine Möglichkeit, die Berge zu verlassen. Fiskflyg.se betreibt hier regen Flugverkehr, nicht nur zwischen Akkajaure und Ritsem.

Das Wetter ist angenehm, trotz Wind nicht allzu kalt. Da Regen angesagt ist, ziehe ich gleich beim Start die Regenjacke an. Keine zehn Minuten später beginnt es tatsächlich zu nieseln – also Rucksack absetzen, Regenhose, Stirnband und Handschuhe auspacken.

Anfangs ist der Weg noch recht gut, doch sobald ich im Hochtal bin, wird er steiniger und sumpfiger. Mehrmals verliere ich den Pfad, was aber kein Problem ist – im Grunde gibt es nur eine Richtung. Einmal muss ich sogar einen Fluss furten, was ungewöhnlich ist, da die Schweden selbst über kleine Bäche fast immer Brücken bauen.

Sobald das Tal sich öffnet und der Blick nach Norden und Süden auf den Kungsleden fällt, wird das Gehen deutlich einfacher. Ich lege Tempo zu und bin froh, dass es so gut läuft. Weder Bauch noch Schienbein melden sich.

Kurz vor 14 Uhr erreiche ich Sälka. Hier ist ungewohnt viel los – und das spiegelt sich auch im Preis wider: 600 Kronen für die Übernachtung, immerhin inklusive Sauna. Ich wasche noch den Schlamm von der Regenhose im Bach ab und richte mich dann in meinem Haus ein. In der Mitte liegt ein Aufenthaltsraum, links und rechts Schlafräume mit je zehn Betten. Es gibt sogar einen beheizten Trockenraum.

Nach einer Suppe und einem Kaffee mit Schokolade verziehe ich mich zum Lesen ins Bett. Später geht es in die Sauna – dort ist bald proppenvoll, das Regiment führt, natürlich, ein Finne. Er fragt in die Runde, woher wir sind. Als ein Holländer von seiner 400-Kilometer-Wanderung erzählt, zollt ihm der Finne großen Respekt. Ich muss schmunzeln.

Als ich nach der ersten Runde wieder zurück komme, macht gerade die Geschichte von einem verrückten Österreicher die Runde. Dann dämmert es dem Finnen und er spricht mich direkt an, ob ich der Österreicher sei, der schon 2.000 Kilometer unterwegs ist. „Ja, der bin ich.“ Daraufhin meint er zum Holländer: „Und was willst du dann eigentlich mit deinen 400?“ – und die ganze Runde lacht.

Gut aufgewärmt gehe ich zurück in die Hütte, wo es mittlerweile wie in einem Bienenstock zugeht. Mit einer warmen Mahlzeit und reichlich Schokolade klingt der Tag wundervoll aus.

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