Oh, was für eine Nacht! Als ich um 6 Uhr aus dem Zelt krieche, glitzert das Überzelt voller Eiskristalle. Kein Wunder, dass es sich so kalt angefühlt hat – offenbar hat es in der Nacht kurz geregnet, bevor die Temperaturen unter null gefallen sind.

Zum Glück hat der Wind, wie angekündigt, nachgelassen, und ein weiterer sonniger Morgen bricht an. Da die Etappe bis zur Jotka Fjellstue nicht weit ist, lege ich mich noch einmal hin und genieße die Ruhe. Erst als die Sonne das Zelt erreicht, packe ich langsam zusammen. Frühstück gibt’s heute im Zelt – das habe ich seit dem Børgefjell nicht mehr gemacht.
Mein Rücken meldet sich inzwischen immer öfter, deshalb lege ich alle drei bis vier Kilometer Rucksackpausen ein. Eineinhalb Stunden vor Jotka treffe ich auf eine junge Französin, von der mir Janis schon erzählt hat. Sie trägt ein erstaunliches Sammelsurium aus Knochen und Tierschädeln mit sich herum – Geschenke für ihre vielen Neffen. Ich bin heilfroh, dass Felix seine Knochensammel-Leidenschaft aufgegeben hat, auch wenn ein Rentiergeweih als Erinnerung durchaus verlockend ist.

Am frühen Nachmittag erreiche ich dann Jotka, ein herrlich einsamer Fleck mitten im Nirgendwo. Zu meiner Freude bin ich der einzige Gast und kann ein ganzes Zimmer inkl. Ofen und Küche – ähnlich wie in den norwegischen DNT-Hütten – für mich allein beziehen.

Da für die nächsten zwei Tage Regen angesagt ist und die umliegenden Berge bereits frischen Schnee tragen, reift mein Entschluss: Morgen werde ich einen langen Marsch nach Alta einlegen, um dort noch einmal den Luxus einer Stadt zu genießen.
Infoblock: Jotka Fjellstue
Die Jotka Fjellstue liegt Luftlinie etwa 30 km südlich von Alta und ist nur per Ski, Schneescooter oder zu Fuß erreichbar. Im Winter ist sie ein beliebter Stützpunkt für Hundeschlitten-Touren, im Sommer für Wanderer und Angler.
Hier gibt es einfache Zimmer, eine gemütliche Stube und auf Vorbestellung ein deftiges Abendessen samt Frühstück – eine willkommene Abwechslung nach Tagen in Zelt und Wildnis.