Rucksackpausen

Das Wetter verspricht einen schönen Tag. Zum ersten Mal heize ich auch am Morgen den Ofen ein – ich bin vor sechs Uhr aufgestanden, und frierend frühstücken muss ja nun wirklich nicht sein. In der warmen, gemütlichen Stube geht jedoch alles langsamer, und so komme ich trotz des frühen Aufstehens erst um acht Uhr los.

Seit dem Aufwachen spiele ich mit dem Gedanken, quer durchs Nabar zu gehen: fast hundert Kilometer weglos bis nach Alta. Es wäre eine gewaltige Abkürzung. Doch ab übermorgen ist Regen angesagt, und man muss es ja nicht übertreiben. Nach langem Hin und Her bleibe ich also bei meinem ursprünglichen Plan: der Weg führt nach Kautokeino.

Zunächst überquere ich eine Brücke auf die rechte Flussseite. Der Pfad folgt einige Kilometer dem Reisa, bevor er sich gabelt. Links steigt er den Berg hinauf, hinaus aus dem Tal; rechts könnte man einen Umweg machen, um noch den Imofossen, einen imposanten Wasserfall, zu sehen.
Ich entscheide mich für den direkten Weg – heute liegen fast 30 Kilometer bis zur Reisavannhytta vor mir.

Bald verlasse ich das Tal und damit auch den Wald. Von oben öffnet sich noch einmal ein weiter Blick zurück ins Reisadalen, bevor der Weg sich sanft über die Hochebene zieht. Der Untergrund ist angenehm zu gehen, selten sumpfig. Mehrmals müssen Bäche gequert werden, zwei davon rund 15 bis 20 Meter breit – die Füße werden also trotz guter Wege nass.

Mein Rücken meldet sich heute besonders oft, also gönne ich mir viele „Rucksackpausen“. Bei diesem Wetter und der Landschaft ist das kaum eine Strafe – jede Pause wird zum stillen Genussmoment.

Die Reisavannhytta liegt malerisch an einem großen See. Das schöne Wetter lockt, und so wage ich einen kurzen Sprung ins eiskalte Wasser. Herrlich erfrischt richte ich mich anschließend in der Hütte ein.

Mit dem Sonnenuntergang kühlt es rasch ab, und ich heize doch den Ofen ein. Durch die tief stehende Sonne war die Hütte nämlich bei meiner Ankunft angenehm warm.

Gerade beim Abendessen klopft es an der Tür. Ein Mann, etwas älter als ich, tritt ein – in traditioneller Sami-Tracht. Ihm gehört das erste Haus am See. Er wartet hier auf einige Jäger, die sich für fünf Tage bei ihm einquartiert haben. Bei ihm könnte man auch übernachten oder Rentierfleisch und Fisch kaufen. Wir plaudern über meine Tour und dies und das, bis schließlich die Jäger eintreffen.

Comments

  1. HoMiD says:

    Lieber Helmut, deine Tour beobachte ich schon einige Zeit, begeistert, interessiert und mit Hut ab vor deiner zielstrebigen Ausdauerleistung. Bilder wie aus dem Raisadalen sind dabei aufmunternde Momente, die Lust auf auch mal machen hervorrufen und wenn dann die Stecknadel im Heuhaufan einfach Simon heißt… beneidenswert. Viel Erfolg und weitere interessante, schöne Naturerlebnissen auf deinen Touren bis zum Ziel wünscht Dir Holm.

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