Meine innere Uhr ist inzwischen perfekt auf frühes Aufstehen eingestellt. Um 7 Uhr verlasse ich die Reisavannhytta, nach einer Nacht, in der ich – wie fast immer – erstaunlich gut geschlafen habe. Vor mir liegen gut 40 Kilometer bis Kautokeino.
Zuerst geht es vier Kilometer über eine Quadspur bis zur Straße. Von dort ziehen sich die endlosen Asphaltkilometer scheinbar ins Unendliche. Trotz ordentlichem Tempo bleibt es kalt, und so packe ich nach zwei Stunden schließlich Ärmlinge und Handschuhe aus. Wenn ich das Zeug schon mitschleppe, kann ich es auch anziehen.

Pünktlich um 15:45 Uhr stehe ich schließlich an der Tankstelle in Kautokeino – und bestelle ohne zu zögern Burger, Pommes und ein Cola. Nach all den Straßenkilometern schmeckt das himmlisch.
Heute habe ich außerdem mit Janis, einem jungen Deutschen, Kontakt gehabt. Auch er geht Norge på langs und ist zufällig gerade hier. Wir verabreden uns für morgen zum Abendessen am Campingplatz – ein schöner Ausblick auf Gesellschaft nach so vielen einsamen Tagen.
Den restlichen Nachmittag verbringe ich mit Einkaufen und der Planung der nächsten Etappen. Dabei treffe ich eine Entscheidung, die sich schon seit Tagen angekündigt hat:
Vor etwa zwei Wochen hatten mich Traudi und Manfred gefragt, ob ich nicht auch zum Nordkapp gehen werde. Damals habe ich das noch klar verneint, weil mein eigentliches Ziel Slettnes fyr war – rund 100 km weiter entfernt. Doch die stabile Hochdruckphase ist vorbei, und mein Motivationslevel sinkt spürbar.
Auf der Somashytta habe ich mit Simon darüber gesprochen. Sein pragmatischer Kommentar: „Für die meisten daheim ist das Nordkapp ohnehin greifbarer.“
Jetzt steht mein Entschluss fest: Mein Norge-på-langs-Abenteuer endet am Nordkapp!
Allein dieser Gedanke löst riesige Vorfreude in mir aus. Morgen gönne ich mir einen wohlverdienten Pausetag – erst der vierte seit dem 31. Juli.
ℹ️ Infoblock: Kautokeino – Herz der samischen Kultur
Mit rund 3.000 Einwohnern ist Kautokeino die größte Gemeinde der norwegischen Finnmark – und das kulturelle Zentrum der Samen in Norwegen.
Hier finden jedes Frühjahr das berühmte Osterfest und der Samische Grand Prix statt, bei dem Joik-Gesang und moderne samische Musik gefeiert werden.
Die Region ist geprägt von Rentierwirtschaft, weiter Tundra und endlosen Hochflächen.