Der Abend klang mit dem Ruf der Kraniche aus – und wer Kraniche hört, weiß: Das wird ein guter Tag.
Blick aus dem Hotelzimmer heute Morgen

Und der beginnt gleich mit einem Paukenschlag für den Magen:
Frühstück wie in einem skandinavischen Traum. Spiegeleier mit gebratenem Speck, frisches Brot, knackiges Gemüse, Käse, Wurst, gegrillte Würstchen samt Kartoffeln – und zur Krönung ein Brot mit Schokocreme plus Kaffee.
Alles wandert in den Bauch, nichts bleibt zurück. Nach zwei Wochen Rucksack-Küche ist das wie ein Kurzurlaub im Magen.
Insgeheim reift dabei ein ambitionierter Plan: Warum nicht bis Rjukan durchziehen?
46 Kilometer – sportlich, aber machbar.

Der Zwischenstopp beim Nationalparkzentrum Hardangervidda liegt bei km 25. Dort will ich entscheiden, wie’s weitergeht.
Das Café dort ist eine Versuchung: Hammer-Aussicht, gemütliche Atmosphäre, Energie zum Bleiben.

Aber mein innerer ‚Ich-will-es-genau-wissen-Schweinehund‘ flüstert: „Weiter, weiter. Zwei Pausetage gibt es zu gewinnen.“ Also buche ich telefonisch das Zimmer in Rjukan. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Also weiter. Ein Schritt nach dem anderen.
Die Beine funktionieren, der Kopf spielt mit.
Kurz vor der Stadt sieht man auf der anderen Talseite das alte Gebäude Vemork, dass im zweiten Weltkrieg schweres Wasser produziert hat.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Vemork

Und nach 9 Stunden marschiere ich in Rjukan ein.
46 Kilometer später bin ich zwar erschöpft, aber glücklich. Und vor allem hungrig.
Also: Einchecken. Rucksack abwerfen. Essen gehen. Einkaufen. Heiße Dusche.
Ein sauberer, sattgegessener, durchgepowerter Mensch mit Aussicht auf zwei Tage ohne Kilometerzählen ist überaus glücklich. Nach der miesen Laune gestern Vormittag und dem versöhnlichen Tagesende in einem netten, kleinen Hotel folgt ein traumhafter Tag. So schnell kann es gehen.