Ich habe halbwegs gut geschlafen. Wie vom Wetterbericht versprochen, beginnt es in der Nacht zu nieseln – und leider bleibt es auch am Morgen eher feucht. Aber hilft ja nix: Wenn ich heute den Galdhøpiggen besteigen will, muss ich raus.
Also heißt es mal wieder: nasses Zelt einpacken, warm einpacken – und los. Um 7 Uhr ziehe ich los, bewaffnet mit zwei Paar Handschuhen, Wind- und Regenjacke, Regenhose und Stirnband. Es ist ungemütlich, nass und kalt. Nach einem kurzen Anstieg lande ich – Überraschung! – erneut im Schnee.

Gute 6 Kilometer stapfe ich durch dieses weiße, endlose Meer. Nach fünf Stunden erreiche ich pünktlich um 12 Uhr Spiterstulen, mein Basislager für den höchsten Punkt Norwegens.
Zuerst reserviere ich mir schnell ein Zimmer – heute keine Zeltromantik, danke. Das Abendessen gibt’s um 18:30, und wenn ich den Gipfel heute noch schaffen will, muss ich Gas geben. Aber vorher: Mittagessen. Zwei Scheiben Knäckebrot, ein Eck Streichkäse und zwei Blätter Käse – nach 18 Kilometern schmeckt das wie ein Festmahl.
Um 13 Uhr mache ich mich mit leichtem Gepäck auf den Weg zum Galdhøpiggen. Die Höhenmeter fliegen dahin, als würde ich einen Sonntagsspaziergang machen. Wieder ist die Hälfte des Wegs schneebedeckt, aber irgendwie macht das heute nichts. Nach nicht einmal 2,5 Stunden stehe ich am Gipfel – leider im Nebel, aber was soll’s. Ich bin oben. Das Gefühl zählt.

Um kurz nach 17 Uhr bin ich zurück in Spiterstulen. Das waren heute über 30 Kilometer und 2.000 Höhenmeter. Ich bin durch, aber zufrieden. Es war ein genialer Tag – einer, den ich so schnell nicht vergessen werde.
Jetzt aber: Duschen. Essen. Hinlegen. Und hoffen, dass morgen der Muskelkater gnädig mit mir ist.