Sonne und eine tolle Landschaft

Heute war einer dieser Tage, die mit einem „Ahhh“ beginnen und mit einem „Uff.“ enden.

Wunderbar geschlafen bis fünf, dann noch ein bisschen dösend bis sechs. Es ist kalt und windig, aber – Trommelwirbel – die Sonne strahlt! Das erste Mal seit Tagen, dass ich nicht sofort meine Regenjacke mit Blicken bestrafe.

Der Weg heute: weniger sumpfig, mehr malerisch. Ich komme an namenlosen Wasserfällen vorbei, denen ich heimlich Namen wie „Na gut, du darfst mit aufs Foto“ gebe.

Ich mache nur kurze Pausen, will einfach marschieren – und trotzdem dauert es volle fünf Stunden, bis ich ein traumhaft schönes Hochtal erreiche und den ersten Blick auf das Hüttendorf Hallbjønn werfen kann. Ein echtes Postkartenmotiv. Das Hochtal entspricht ganz genau meinen Vorstellungen von Norwegen. Baumlos bis auf kleine, kniehohe Fjellbirken, etwas Heidekraut und niedrige Sträucher, die den Winden und der Kälte trotzen. Kristallklares Wasser ib den Bächen und viele glatt geschliffene Felsen und Steine. 

Aber dann: Ein Ziehen. Ein Brennen. Die linke Achillessehne meldet sich zu Wort – laut und deutlich. Ich ziehe den Schuh aus, entdecke zwei kleine, blutende Schnitte. Offenbar hat sich ein Sandkorn mit dem Ehrgeiz eines Bergführers in meine Socke geschmuggelt. Desinfektion, Pflaster drauf. Dann: Knäckebrot mit Leberaufstrich – die ersten Kalorien seit dem Frühstück. 

Unten im Tal soll es ein Hotel geben – in einer Stunde kann ich schon unten sein – ich träume schon von warmem Essen, einem kalten Bier und vielleicht einem weichen Stuhl. Aber dann kommt der Klassiker: Alles geschlossen.

Wieder mal Plan B:

Wenn ich heute die morgige Etappe dranhänge, könnte ich es noch rechtzeitig nach Dalen schaffen. Dort gibt’s zumindest einen Burger. Blöd nur: Es sind noch über 25 Kilometer. Es ist 15 Uhr.

Ich rechne und ziehe die Schuhe wieder an – und gebe Gas. Challenge accepted.

Fünf Stunden später komme ich platt wie ein Zelt im Sturm in Dalen an. Um 20:10.

Burger hätte es bis 20:00 gegeben. Natürlich.

Ironie des Tages: Manchmal ist das Ziel zum Greifen nah – aber halt doch zwei Minuten zu weit.

Es gibt Pizza. Und die schmeckt immerhin nach: „Du hast’s geschafft.“

Danach nur noch: mit steifen Beinen zum Campingplatz, Zähne putzen, umfallen.

Ende eines echten Langstreckentags.

Comments

Schreibe einen Kommentar zu Mieke Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert