Geschlafen wie ein Baby, aber ohne nächtliches Geschrei. Um 7 Uhr werde ich wach, der Duft von Kaffee hängt schon in der Luft – Hans Christian steht in der Küche, der gute Mann. Also raus aus dem Schlafsack, rein in die Klamotten, frühstücken, packen, und los geht’s.
Es ist noch kühl, der Himmel macht auf graue Decke, aber beim Abstieg nach Tyinkrysset blinzelt die Sonne immer öfter durch. Ich darf noch einmal Rentiere aus nächster Nähe erleben – keine 50 Meter entfernt. Kaum wittern sie mich, sind sie auch schon über alle Berge.

Im Joker Supermarkt heißt es dann: Standhaft bleiben! Viel zu viele verlockende Dinge auf engem Raum. Ich schaffe es, nur mit Limonade, Weckerl, Salami, Käse, Cracker, Schokolade und einer Banane die Kassa zu erreichen. (So gesehen doch wieder viel. )
Einen Kaffee mit Zimt-Vanille-Schnecke gönne ich mir auch noch. Quasi zum Drüberstreuen – ein Moment des Glücks.
Danach folgt jedoch ein trauriger Moment: Beim Abstieg habe ich schon ein Brennen am Fußballen gespürt. Eine meiner geliebten Zehensocken hat endgültig den Dienst quittiert – das Loch ist nicht mehr zu übersehen und auch nicht zu stopfen. Schweren Herzens verabschiede ich mich von ihr.
Danach noch beim Intersport reinschauen: neue Wanderstecken? Leider nein. Die Auswahl ist… sagen wir mal, übersichtlich. Also weiter mit dem alten Eisen.
Rucksack geschultert, raus aus dem Ort, und rauf auf die Schotterpiste am Tyin-See. Kaum Verkehr, dafür herrliche Ruhe und ein Ausblick auf Jotunheimens wilde Gipfel – einfach traumhaft. Die 16 Kilometer am See entlang laufen wie von selbst.

Mittagspause? Ich versuch’s. Das Wetter spielt mit, aber kaum verlässt man die Straße – zack, Fliegenarmee im Anflug. Also: keine Romantik am Seeufer, sondern Salami-Käse-Weckerl im Gehen. Auch schön.
Dann rückt er ins Blickfeld: ein markanter, schroffer Gipfel – kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich zücke die Karte… Falketind! Einer der norwegischen Klassiker! Den aus der Ferne zu sehen, ist schon was Besonderes. Kamera raus, innerlich ein bisschen jubeln. (Äußerlich natürlich stoisch wie ein echter Norweger.)

Um 15:30 erreiche ich Tyinholmen. Hütte beziehen (Name: Falkebu), großes Waschprogramm starten (ich UND die Klamotten), dann noch schnell Tagebuch, Etappenplanung und Rasur. Der Bart war inzwischen inoffiziell als Biotop eingestuft.
Jetzt aber fix: Um 19 Uhr wird das Abendessen serviert. Und eines weiß ich sicher – heute esse ich mit Stil, denn nach 32 Tagen auf NPL verdient man sich jedes bisschen Komfort.
Helmut, gewaltig, was du da leistest!
Wegen der fehlenden Ausrüstung – in den USA auf den trails, lassen sie sich oft spezielle Schuhe oder ähnliches an Geschäfte auf dem Weg, der vor ihnen liegt, liefern. Vielleicht gibt es so eine Möglichkeit in Norwegen auf deiner Route auch…
Liebe Grüße und halt die Ohren steif!
Hade bra!
Tusen takk
Lieber Helmut, schön, dass du uns mit deinen regelmässigen Blogs so an deinem Abenteuer teilhaben lässt. Du siehst toll aus, als würden dich die täglichen Trips kaum fordern. Weiter so! Lg Elke
Hallo Elke, oft ist es so. Aber heute kann ich mit recht sagen, dass ich fix und fertig bin. LG Helmut
Zimt-Vanille-Schnecke = Sommerbolle 🙂
Ja, ist schon lecker.