Heute haben Wanderweg und Wetter wirklich alles aufgefahren, was Norwegen ausmacht. Es war, als hätte die Natur ein kulinarisches Mehrgänge-Menü zusammengestellt:
Zur Vorspeise ein ordentliches Stück Straße, der Gruß aus der Küche kam in Form eines schmalen, dicht bewachsenen Pfads, der sich steil den Berg hinauf wand. Als Hauptgang wurde mir ein wunderschöner Wanderweg durch lichten Kiefernwald serviert, kunstvoll garniert mit Norwegens typischer, baumloser Hochebene, abgeschmeckt mit etwas Sumpf. Und als Nachtisch gab es freien Blick ins Herz von Rondane, während ich auf einer Forststraße der Rondvassbu entgegenwanderte.

Auch das Wetter war äußerst kreativ: Nieselregen, Wind, Kälte, Sonnenschein – und heute neu auf der Karte: Graupelschauer. Alles dabei, alles typisch Norwegen.

Gestern hatte ich kurz mit dem Gedanken gespielt, auch noch den höchsten Gipfel von Rondane, den Rondslottet, zu erklimmen. Heute konnte ich unterwegs einen Blick auf den angezuckerten, vereisten Gipfel erhaschen. Mit Blick auf die niedrigen Temperaturen morgen wird’s dort oben vermutlich wieder frostig, und ganz ehrlich: auf vereisten Felsplatten herumzuturnen, reizt mich gerade nicht besonders.
Also wird’s kein Gipfel – und das ist völlig in Ordnung. Man muss nicht immer ganz rauf, um ganz bei sich zu sein.
erkenntnis des tages:
Man muss nicht immer ganz rauf, um ganz bei sich zu sein
Ein wahres Wort.