Frühstück um 8 Uhr. Ob ich mich an das späte Aufstehen der Norweger gewöhnen werde? Aber gut, wer ein Frühstücksbuffet haben möchte, muß eben etwas geduldiger sein. Geduld? Das übe ich noch.
Gesättigt und bei strahlendem Sonnenschein mache ich mich auf den Weg. Es ist deutlich wärmer als angekündigt, und bald wandere ich nur noch im T-Shirt. Bei dem Wetter wäre sogar der Rondslottet möglich gewesen. Doch ich trauere den verpassten Höhenmetern nicht nach – stattdessen habe ich wieder eine nette Bekanntschaft gemacht.

Mathias, alias Matze, ist ebenfalls auf NPL unterwegs. Wir verstehen uns gut und wandern gemeinsam bis zur Bjørnhollia. Kurz vor der Hütte nehmen wir noch an einer Studie über „Geräusche in der Natur“ teil – unsere Gespräche zählen hoffentlich nicht.
Nach der Hütte trennen sich unsere Wege: Matze schlägt eine südliche Schleife ein, um einkaufen zu gehen, ich folge der Route über Strømbu und Breisjøseter zur Korsberghytta. Vielleicht treffen wir uns dort wieder.
Der Abstieg ins Tal ist wunderschön. Lichter Kiefernwald, dazwischen gelbe Flechten und Moos – nur der Elch fehlt noch, der gemütlich um die Ecke schaut. In Strømbu mache ich eine kurze Rast und gönne mir einen Müsliriegel. Nach einem kurzen Telefonat mit Beate geht’s weiter.

Der Anstieg auf der anderen Talseite geht flott, ich mache Tempo. Oben halte ich schon nach einem geeigneten Zeltplatz Ausschau – es sieht vielversprechend aus. Und als ich das erste Rentiergeweih finde, weiß ich: hier werde ich fündig.

Zelt aufstellen, einrichten, kurz aufs Ohr hauen. Das leise Prasseln verrät mir, dass der Regen eingesetzt hat. Als er nachlässt, jausne ich halb im Zelt sitzend, geschützt vor dem Wind. Der nächste Regenschauer beschert mir eine kleine Lesestunde, und da es nicht aufhört, koche ich im Vorzelt: Tomatensuppe mit Makkaroni (aus der Tüte), aufgepeppt mit etwas Couscous. Den wohlverdienten Schuss Olivenöl vergesse ich – warum auch immer.

Als ich fertig bin, zeigt sich tatsächlich noch einmal die Sonne. Ich nutze den Moment, um mir die Beine zu vertreten – und finde die zweite Rentiergeweih-Stange. Ein Geschenk.
Später wird’s wieder kalt. Ich verziehe mich ins Zelt, schreibe Tagebuch, lese – und schlafe schließlich ein, begleitet vom gleichmäßigen Trommeln des Regens.